Kraftwerk Stuttgart-Münster
Aus TACHELES 1-19:
Im September 2018 hat REMONDIS es sich unter den Nagel gerissen: das Millionen-Geschäft mit der Müllverwertung! Der deutsche Müllmarktführer hat den „Grünen Punkt“ komplett übernommen. „Grüner Punkt“ hört sich ja gut an und eigentlich sind heute alle technischen Möglichkeiten ausgereift, in einer Kreislaufwirtschaft umweltfreundlich zu produzieren und zu konsumieren. Aber es läuft tatsächlich genau anders herum: was die Leute in bester Absicht trennen, wird zur weiteren Zerstörung unserer Umwelt mißbraucht. So endet die Reise der Esslinger Gelben Säcke in den Remondis-LKWs zum Großteil als Feinstaub in unserer Atemluft! Im Konkurrenzkampf der Monopole verwandeln sich die Produktivkräfte immer rasanter in Zerstörungskräfte. Dieses Profitsystem funktioniert nur noch auf Kosten der Umwelt.
Die Säcke kommen zur Zeit erstmal zur Sortieranlage von ALBA ins 130 km entfernte Walldürn. Hier kommt dann schon der erste Rückschlag im „Recycling“: die meisten Verpackungen sind Mischmaterialien und Verbundverpackungen, die in den Sortieranlagen gar nicht getrennt werden können – mit steigender Tendenz! Etwa 50% des Inhalts geht dann ebenso wie auch schon der normale Restmüll zur „energetischen Verwertung“ meist durch den Schornstein der EnBW-Müllverbrennungsanlage Stuttgart-Münster.
Die klimaschädlichen MVAs gieren besonders nach Plastikmüll wegen des enormen Heizwertes. Das steigert enorm die Gewinnrate der Stromvermarktung. 70% des verbrannten Materials kommt als Ultrafeinstaub aus dem Schormstein und wird über das Neckartal verteilt. Weiter fallen 20% Schlacke und 10% hochgiftige Filterrückstände an.
Von der anderen Hälfte des Gelben Sacks wird ein Teil wiederum zur Verbrennung z.B. an die Zementindustrie weiter verkauft. Nur etwa 15% des Kunststoffs wird tatsächlich wieder verwertet. Im Normalfall findet dann ein „Downcycling“ statt, etwa zu Parkbänken oder Straßenpfosten. Denn das Plastik wird kaum wieder sortenrein zurückgewonnen.
Die Einführung der „Wertstofftonne“ wie in Leipzig und Berlin und auch die städtischen Mehrwegbecher in Esslinger Cafes sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, solange eine umweltschädliche Produktion stattfindet! Seit 1994 hat sich der weltweite Plastikmüll verdoppelt. Dabei gibt es doch heute auch schon Alternativen zum Plastik, die aus Profitgründen nicht eingesetzt werden.
Wir müssen eine Verpflichtung der Industrie zu einem umfassenden Recycling durchsetzen, einen radikalen Rückbau der Vermüllung auf Kosten der industriellen Verursacher! Am besten geht das organisiert, im aktiven Widerstand und mit sozialistischer Perspektive. Deshalb will die MLPD Esslingen bald auch eine Umweltaufbaugruppe gründen. Mitstreiter werden gesucht!