Neubau des Landratsamtes: „INVESTORENGETRIEBEN“!

Der künftige Esslinger Oberbürgermeister Mathias Klopfer hat tatsächlich etwas Richtiges gesagt. Die Baupolitik in Esslingen sei „investorengetrieben“. Genau: die Renditeerwartungen der Investoren bestimmen, was und wie gebaut wird. Im Kapitalismus wird alles zur Ware: die kommunalen Bauvorhaben und die Wohnungspolitik werden immer stärker dem Profitgesetz untergeordnet.

Das kann man in Esslingen an einer städtischen Baupolitik festmachen, die massenweise Mikroappartements statt Sozialwohnungen fördert. Bei Bauvorhaben wie dem geplanten Monsterturm „Crystal Rock“ in der Weststadt und dem beschlossenen Neubau des Landratsamtes reiben sich die sogenannten Investoren aus Immobilienbranche und Baukonzernen die Hände.

Im März hatte der Kreistag den Abriss und Neubau des LRA beschlossen. Nun wurde der Bauvertrag unterschrieben. Mit insgesamt knapp 210 Millionen € das bisher teuerste Projekt des Landkreises. Aus guten Gründen hatten sich Esslinger Bürger, der Künstler Wolfgang Klein (Mitgestalter des Saales) und Architekten mit einer Petition und mit Leserbriefen dagegen gestellt. Sie haben den Erhalt, die Modernisierung und gegebenenfalls eine Erweiterung des bestehenden Gebäudes gefordert.

Laut dem Kreis wäre eine Modernisierung aber genauso teuer wie der Neubau. Das kann man natürlich je nach Aufwand so und so rechnen. Welcher Hausbesitzer würde schon nach 40 Jahren sein Haus abreißen? Manche Esslinger Schule hätte das Geld auch dringender nötig. Schon in der letzten TACHELES haben wir erwähnt, dass das Landratsamt selber nur eine Energieinsparung von 1% erwartet. Das bestehende Gebäude hat einen schönen Saal und gesunde Bausubstanz. Allein schon ein neuer Außenanstrich würde doch etwas hermachen, schließlich ist der Betonklotz daneben auch keine Schönheit.

Das versprochene „Craddle to Craddle“-Konzept besagt, dass alle Materialien des Neubaus komplett recycelt werden sollen. Aber was ist mit dem jetzt beim Abriss anfallenden Bauschutt? Herkömmlicher Beton besteht aus bis zu 300 Inhaltsstoffen, da ist nichts mit Recycling. Hinzu kommen die ganzen Verbundbaustoffe. So haben die Gegner zu Recht eine negative Umweltbilanz vorhergesagt. Dazu kommt die jahrelange Verkehrs-, Staub und Lärmbelastung.

Das gilt ja auch für den aufwendigen Neubau der Außenstelle in Plochingen, für den das Krankenhaus dicht gemacht wurde. Dagegen hatten viele Plochinger demonstriert. Sie müssen schließlich auch mit vernachlässigten Schulen und einem maroden Hallenbad klarkommen. Natürlich ist die geplante Kita eine gute Sache, aber das würde auch mit einer Erweiterung zu machen sein.

Auch die anderen Argumente sind nicht überzeugend: Das Gebäude müsste „attraktiv“ sein, um neue Fachkräfte zu gewinnen. Aber da ließe sich doch mit „attraktiver“ Bezahlung und Arbeitszeit sicher mehr erreichen. Das für die Arbeitsplätze so viel mehr Platz gebraucht wird, wo doch viele Beschäftigte gern mehr Homeoffice machen wollen, ist ein schwaches Argument.

Noch steht das alte Landratsamt und damit auch die berechtigte Forderung:
Sanierung statt Abriss!

Bagger Landratsamt Esslingen

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