Die Stadtbücherei muss im Bebenhäuser Pfleghof bleiben!

Aus TACHELES 2-2023

Die Stadtbücherei muss im Bebenhäuser Pfleghof bleiben!

Letztes Jahr hatte Oberbürgermeister Klopfer die sogenannte “Pausentaste” für die Bücherei-Erweiterung gedrückt, da nicht genug Geld da wäre. Jetzt drückt er die Play-Taste zur “Aufwertung der Innenstadt”: Die Bücherei soll 100 Meter weiter in das leerstehende Kögel-Haus und die VHS in das Karstadt-Gebäude umziehen. Denn beides soll ja Ende Januar dichtmachen und die Beschäftigten dort verlieren ihre Arbeitsplätze.

Damit würde dann kurzerhand der Bürgerentscheid von 2019 endgültig ausgehebelt. Da hatte die Mehrheit entschieden, dass die Stadtbücherei im Bebenhäuser Pfleghof saniert werden soll und durch die Heugasse 11 erweitert wird. Laut EZ vom 15.09. gab es vorher schon Absprachen mit Herrn Kögel und BPI. Klopfers Vorstoß wurde dann sofort in vorauseilenden Gehorsam von den Parteien im Gemeinderat hochgelobt – außer von FÜR Esslingen und der Linken.

Denn es gibt eine Reihe schwerwiegende Argumente gegen dieses Vorhaben:

  • Bisher nicht bekannt ist, ob die leerstehenden Gebäude gekauft oder gemietet werden sollen. Genauso wie die Immobiliengesellschaft BPI würde sich sicher auch Herr Kögel, der für die “Freien Wähler” im Gemeinderat sitzt, die Hände reiben. Er könnte sich über die schnelle Vermietung seines Gebäudes und die hohen Einnahmen freuen. Zumal derzeit leerstehende Verkaufsflächen nicht gerade der Renner sind.
  • Büchereibesucher loben die mittelalterliche Architektur und das schöne Flair des Pfleghofes mit seinem Innenhof. Im nüchternen Kögel-Gebäude wäre dagegen auch erheblich weniger Platz. Dabei wurde beim Bürgerentscheid von den Gegnern des Pfleghofes ständig vorgebracht, der Platz würde dort nicht ausreichen. Das Argument spielt jetzt auf einmal keine Rolle mehr.
  • Warum soll die VHS aus dem recht neuen, teuren und extra dafür gebauten Gebäude raus? Es wurde dort viel investiert und dem Gurkenfabrikanten Hengstenberg das ganze Areal für teures Geld abgekauft. Soll es nun wieder privatisiert werden? Wenn der Platz für die VHS inzwischen tatsächlich zu klein ist, warum kann man dann nicht eine Erweiterung auf dem Areal angehen?

Bei seinem Amtsantritt hatte OB Klopfer noch selber zugegeben, dass die Esslinger Baupolitik “investorengetrieben” ist. Nun hat man den Eindruck, dass erneut der Weg frei gemacht wird, um letztlich noch mehr kommunales Tafelsilber und städtische Grundstücke an Investoren zu verhökern. Was soll denn etwa mit Gebäuden wie dem Stadtmuseum geschehen, das nach dem Vorschlag in den Pfleghof umziehen soll und der Heugasse 11? Was passiert mit dem VHS-Gebäude? Dazu hält man sich bedeckt. Warum wird nicht überlegt, in den freiwerdenden Gebäuden preisgünstige und umweltgerechte Wohnungen einzurichten?

Sehr dubios ist auch, dass die Kostenfrage bisher im Dunkel gelassen wird, obwohl das angeblich fehlende Geld sonst das Maß aller Dinge ist. Wird der Vorschlag umgesetzt, stehen die Gewinner schon fest: Es sind die gleichen, die bisher schon durch die produktive Arbeitskraft der Verkäuferinnen und Verkäufer reich geworden sind. Staatsmonopolistischer Kapitalismus live: die einen werden reicher, die anderen landen auf der Straße. Kein Zufall, sondern System!

Da ist der Alternativvorschlag des Bücherei-Unterstützervereins zum Umzug schon besser: Wie im Bürgerentscheid entschieden, den Pfleghof ausbauen und erweitern. Das Karstadt- oder Kögel-Gebäude kann gegebenenfalls für ein zusätzliches Medienzentrum genutzt werden.

Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

fünfzehn + drei =